Gesundheitsminister Spahn scheint in seiner unendlichen Güte die Frist für Ärzte um weitere drei Monate nach hinten zu setzen, in der sie TI- Anschlüsse bestellt haben müssen. Dieses völlig überflüssige und endlose Milliardengrab scheint mit inzwischen 35000 angeschlossenen Praxen auch eher bescheiden zu starten.
Selbst die angedrohten 1%igen Honorarkürzungen als Sanktion scheinen offensichtlich wenig Eindruck bei den Ärzten zu schinden, und das zu Recht. Immerhin sind die Kosten und die Risiken um ein Vielfaches höher, wenn man noch bedenkt, dass das Schwert der DSGVO und deren Strafen auch über uns schwebt. Und man kann getrost einen drauf lassen, dass die Telematik früher oder später geknackt wird, die Patientendaten im Netz landen und uns Ärzten die Schuld zugeschoben wird. Wer wird wohl als erstes seziert werden? Sicher nicht Bertelsmann, Arvato und Konsorten, sondern die Arztpraxen, die angeblich irgendwelche Verstöße gegen Datenschutz und Co. begangen haben. Aber vielleicht ist das sogar das große Ziel, denn wenn die Patientendaten im Netz sind, können die Versicherungen damit doch viel besser und „fairer“ die Tarife kalkulieren. Daher bin ich davon überzeugt, dass die Urheber des Ganzen unseren Obergesundheitserfüllungsgehilfen Spahn früher oder später dazu nötigen werden, die Strafen für die Nichteinführung der Telematik drastisch zu erhöhen.
Hach ja, wenn man bedenkt, was diese Telematik alles schon gekostet hat, vor kurzem waren es bescheidene 2,2 Milliarden Euro, dann möchte man heulen, zumal sie kaum Vorteile für Arzt oder Patient bringt. Für die Kohle bauen die Nordkoreaner Interkontinentalraketen, die Chinesen Flugzeugträger, die Amerikaner marschieren in ein Land ein und schenken die Demokratie und wir Deutschen entwickeln eine Plastik-Karte mit Chip.
Aber was soll’s, am Horizont taucht ja eigentlich schon die nächste digitale Generation auf, die Gesundheits-App. Aber das ist eine neue Geschichte.